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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

 


MULTIKULTURALITÄT UND MEHRSPRACHIGKEIT


in der Banatdeutschen Presse
 


Kinga Gáll

 

   Wenn über das Banat gesprochen wird, tritt eine Erscheinung in den Vordergrund, die nicht nur untersuchungswert ist, sondern diesem Gebiet sein eigentümliches kulturelles Gepräge verleiht. Es handelt sich um die Vielfalt der Sprachgemeinschaften und um die davon ausgehende Multikulturalität. Diese Völkervielfalt ist unter bestimmten geographischen und politischen Bedingungen im Laufe der Jahrhunderte entstanden und, da die interethnischen Beziehungen nie in Feindschaft entartet sind, hat sie das Fundament einer natürlichen, in den meisten Fällen aktiven Mehrsprachigkeit geschaffen. Dieser Zustand war im 19.-20. Jh. ganz besonders ausgeprägt; die Tradition aber, mit Mehrsprachigkeit locker umzugehen und die Toleranz dem Anders-Sein gegenüber hat sich erhalten.

   Um dieser Realität näher zu kommen, kann man schriftliche Dokumente heranziehen, die gerade diesen Aspekt hervorheben und zu diesem Zweck ist die Presse sehr gut geeignet.

   Die Existenzbasis jeder Publikation wurde vorwiegend durch ihre Leserschaft geschaffen und rückwirkend versuchten auch die meisten Publikationen, einen möglichst weiten Leserkreis zu gewinnen und zu behalten. In der Banater deutschen Pressevergangenheit gibt es hinreichend Beispiele dafür, dass die Herausgeber und Redakteure bewährter Zeitungen, aber auch “unscheinbarer” Lokalblätter bemüht waren, dieses uralte Marketing-Konzept der Befriedigung der Nachfrage durch ein entsprechendes Angebot zu verfolgen. Konkret bedeutete das ein einfaches Prinzip: Um möglichst viele Leser anzusprechen, musste der Inhalt derart gestaltet werden, dass er ihren Interessen entsprach. Aus diesem Grunde gibt es in zahlreichen Presseorganen des 19.-20. Jh. Nachrichten aus der Politik, Literatur, Neuigkeiten aus der Umgebung, aus In- und Ausland, Kundmachungen aller Art und natürlich einen bedeutenden Anteil an Anzeigen. Variationen nach diesem allgemeinen Aufbau gab es natürlich, jeweils den lokalen oder zeitlichen Ereignissen angepasst.

   Geht man also davon aus, dass eine Zeitung oder Zeitschrift einerseits ein ziemlich genauer Realitätsabbilder ist und andererseits den Interessen vieler Leser entsprechen muss, so ergibt sich daraus der Schluss, dass Hinweise auf Multikulturalität und auf Mehrsprachigkeit, die in den deutschsprachigen Periodika des Banates vorfindbar sind, Fakten andeuten. Am aufschlussreichsten bei der Suche nach Belegen dafür, dass diese Publikationen für ein Publikum gedacht waren, das im Hinblick auf Sprache, Nationalität und Religion heterogen war, ergeben sich die Anzeigen und Inserate verschiedener Art sowie die lokalbezogenen Nachrichten.

   Zur Untersuchung sind folgende Publikationen herangezogen worden:

1.    Temesvarer Wochenblatt (TW)

2.    Temesvarer Zeitung (TZ)

3.     Werschetzer Gebirgsbote (WG)

   Das Temeswarer Wochenblatt war jene Zeitschrift, die im 19. Jh. den Grundstein des modernen Presseschreibens im Banat gelegt hatte. Der Untertitel des Gründungsjahres 1840, Zeitschriftiches für Wissen, Kunst und Industrie, hat den Interessenbereich dieses Blattes ziemlich genau umrissen. Ab 1843 erscheint das Blatt unter dem Namen TZ für nützliche Unterhaltung und heimatliche Interessen. 1849 eingestellt, wurde die Herausgabe nach 13 Jahren, 1862 also, wieder versucht, allerdings mit weniger Erfolg, da es zu diesem Zeitpunkt bereits konkurrente Publikationen gab. Der Name wurde behalten, obwohl die Schrift zeitweilig (1862/63) zweimal wöchentlich erschien: TZ für Unterhaltung, Handel, Industrie und Gewerbe.

   Der Anhang ist jener Teil, in dem Kundmachungen und diverse Anzeigen, Dienstanerbietungen und andere hauptsächlich auf Temeswar bezogene Informationen standen.

In jeder Nummer gab es eine Liste der Verstorbenen, mit Nennen des Namens, Alters, Adresse und Todesursache, nach Konfessionen gruppiert und innerhalb dieser nach Stadtteilen, z. B.:

I.    Katholischer Religion (in der innern Stadt, in der Vorstadt Fabrique, in der Vorstadt Josephstadt)

II. Griechisch n. u. Religion

III. Evangelischer Religion

IV. Israelitischer Religion

   Nach 1862 wird die Liste der Verstorbenen vor den Inseraten und nicht in jeder Nummer gebracht, nicht mehr nach Konfessionen, sondern nach Stadtteilen.

   Unter Dienstanerbietungen erscheint am 15. August 1846 die Anzeige: Eine Gouvernante, der ungarischen und deutschen Sprache kundig, wird in ein solides Haus aufzunehmen gesucht. Näheres im Wochenblatt-Comptoir.; im Anhang des 2. Januar 1847 ist unter Verkaufs-Anzeigen unter anderem zu lesen: ZIMZELEN, serbischer Volks-Kalender für 1847, herausgegeben von A. Andrich, in schönem Umschlag geheftet, 20 kr. C.M., zu haben bei Joseph Hayd, Buchbindermeister. Am 9. Januar desselben Jahres heißt es bei den Vermiethungen: Im Hause der Israelitengemeinde sind mehrere Quartiere und das Schankrecht, vom 1. Mai l. J., mittels Licitation in Pacht zu geben. Hierauf Reflektierende wollen am 16. Jänner 1847 im Gemeindhaus erscheinen. Am 9. Oktober 1847 erscheinen im Anhang auf Seite 296 zwei groß geschriebene Werbetexte. Der erste besagt: In der Joseph Beichel’schen Buchdruckerei ist erschienen und zu haben: Gemeinnütziger und erheiternder Banater Volks- und Haus-Kalender. Zum Gebrauche für Katholiken, Evangelische, Griechen und Israeliten auf das Jahr 1848. Der zweite stellt eine Liste von 10 Büchern dar, die in der Buchhandlung des erwähnten Joseph Beichel zu haben waren, darunter 3 ungarische Titel. Diese wurden nicht übersetzt, vermutlich in der Gewissheit, dass sie ja verständlich waren. Am 30. Oktober desselben Jahres ist auf Seite 313 unter den Inseraten auch folgendes zu lesen: LITERARISCHES. Bei Ignaz Polatsek, Buchhändler und Buchbinder ist zu haben: Nemzeti Enciclopaedia, avvagy Magyarország és Erdélynek állam-, földrajzi és történeti nevezetességei, szótár-alakban. Szerkezte Vallás Antal. Két kötet legnagyobb szótár nyolczadrétben, 1 füzet 1 for. (Es handelte sich um eine geographisch-historische Volks-Enzyklopädie in Wörterbuchform über Ungarns und Siebenbürgens Sehenswürdigkeiten.)

   Es war nicht unüblich zu jener Zeit, dass wichtige Mitteilungen zweisprachig, in zwei Spalten auf derselben Seite gedruckt erschienen. Es ist der Fall einer Einladung zu einem Wohltätigkeits-Treffen im Rathaus, die vom damaligen Bürgermeister der Stadt, Johann N. Preyer unterzeichnet und im Anhang des 24. April 1847 veröffentlicht wurde oder einer früheren Anzeige des Jahres 1845, die darüber informiert, dass zwecks Gründung einer Sparkasse die daran Interessierten zu einer Versammlung im Rathaus gebeten werden.

   Die Nummer vom 29. April 1848 veröffentlicht den Werbeartikel: PROGRAMM - Der ungarische Israelit. Wochenschrift zur Beförderung des politischen, sozialen und religiösen Fortschrittes unter den ungarischen Israeliten. Leitende Artikel: politische, soziale und religiöse Tagesfragen. Berichte und Korrespondenzen: aus verschiedenen Gemeinden Ungarns und den benachbarten österreichischen Staaten. Ausland: kurz über die auswärtigen Glaubensgenossen, theologische, historische u.a. Abhandlungen. Das Jahr 1849 war reich an Kriegsereignissen und das TW hat den Kampfberichten größere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Anhang des 14. April 1849 ist jedoch zu lesen, dass die Südslawische Zeitung abonniert werden konnte, 3 x wöchentlich im Groß-Folio-Format, aus Agram.

   Das TW enthält ab dem 1. Oktober 1862 die fast stetige Rubrik Rundschau im lieben Banat und der Bacska; das Interesse überschreitet die an Temeswar und unmittelbare Umgebung gebundenen Geschehnisse. Am 24., 27., und 31. Dezember 1862 erscheint jeweils ein Teil der Abhandlung Sitten, Religion und Kunst der Romänen. Der 24. Januar 1863 bringt einen informativen Text mit dem Titel Die siebenbürger Zigeuner, der 7. bzw. 11. März 1863 in zwei Folgen Die Serben. Das slawische Volk in den ältesten Zeiten, und seine Wanderungen. Diese völkerkundlichen Artikel weisen wohl manche historische Unstimmigkeit auf oder sie zeugen von mangelhafter Sachkenntnis, aber der Ton, in dem sie geschrieben wurden, war ein äußerst warmer, romantisierend-popularisierender.

*

   Die Temesvarer Zeitung konnte im Jahre 1919 auf eine mehr als ein halbes Jahrhundert währende Existenzdauer zurückblicken und ihre Position als prestige-trächtiges Amtsblatt der Stadt und des Banates überhaupt war bereits gefestigt. Sie war eine niveauvolle Tageszeitung, die weit über die lokalen Interessen hinausgriff und Korrespondenzen aus anderen Städten des Landes sowie aus dem Ausland mitteilte. Dieses Erscheinungsjahr ist insofern interessant, als es das erste nach der Vereinigung mit Rumänien darstellt. Das Interesse galt vor allem den Ereignissen jener Zeit und in der permanenten Rubrik NEUESTE NACHRICHTEN wurden telefonische Meldungen der TZ veröffentlicht. Der gesamte Jahrgang 68 widmet in jeder Nummer mehrere Seiten den politischen Zuständen, unter Titeln wie: Wie das rumänische Imperium im Komitate Hunyad eingeführt wurde (17. Jan.), Siebenbürger Sachsen für den Anschluß an Rumänien (18. Jan.), Die deutsche Amtssprache in den siebenbürger Komitaten (26. Jan.), Das Schicksal Temesvars und des Banats (4. Feb.), Wenn Ungarn nicht in Betracht kommen sollte…Wem soll dann das Banat und Temesvar zufallen? (14. März), Die Rumänen haben in Siebenbürgen die Souveranität proklamiert (21. März), Entscheidung der Entente über Ungarn (25. März), Glossen zum kommunistischen Wahngebilde (17. Mai), Die Aufteilung der gewesenen österreichisch-ungarischen Monarchie (20. Mai), Was geschieht mit Temesvar? (4. Juni), Das Banat, Jugoslawien und Rumänien (5. Juni), Der Streit um das Banat (18. Juni), Was aus den Budapester Zeitungen geworden ist (3. Aug.), Die Rumänen und Serben haben sich bezüglich des Banates geeinigt (30. Okt.), Neubenennung der Straßen, Plätze und Gebäude auf dem Gebiete der Präfektur der Komitate Temes und Torontal und der Stadt Temesvar (15. Nov.), Die Anwendung der rumänischen und der übrigen Sprachen in der Amtsgebahrung Temesvars (30. Nov.) usw.

   Jede Ausgabe der TZ enthielt in der Rubrik VOM TAGE einen Tageskalender, der außer der Zeitangabe des Sonnenaufgangs und -untergangs und mehreren Kurznachrichten die Feier- und Namenstage für Katholiken, Protestanten, Griechen-Orthodoxe und Israeliten (für letztere auch Tag- und Monatsangabe) bekanntmachte. Außer der damaligen politischen Aktualität gab es noch Wissens- und Erlebenswertes für die Leser, so wie das aus manchen Titeln ersichtlich ist: Der panjüdische Kongreß ( der zwischen dem 19.-26. Februar in Zürich stattfinden sollte, 26. Jan.), Große Konzerte der serbischen Gardemusik in Temesvar (unter KUNST, 6. Feb.), Endre Ady, der Poet (im FEUILLETON, anlässlich seines Todes, 8. Feb.), Der Verkauf der fremden Zeitungen in Temesvar (9. Feb.), Moderne ungarische Literatur und Musik (9. Mai), Gastspiel des Craiovaer Nationaltheaters im Temesvarer Stadttheater (im FEUILLETON, 10. Aug.), Rumänische Hochzeitsgebräuche (im FEUILLETON, 9. Nov.), Jüdischer literarischer und musikalischer Abend (unter KUNST, 19. Nov.) u.a., und der 2. Okt. bringt unter SCHULNACHRICHTEN folgenden Kuztext: In den Temesvarer städtischen Bürgerschulen wird in jedem Jahrgang auch eine deutsche Parallelklasse eröffnet. Die magyarischen Klassen bleiben beibehalten. In jeder Klasse wird eine romänische Lehrkraft den Unterricht in der rumänischen Sprache erteilen.

   Natürlich nahmen die Anzeigen und Inserate allmählich ihren gewohnten Platz innerhalb der Seiten der TZ ein. Im Allgemeinen gab es auch in ungarischer Sprache verfasste, sogar nach der im August eingeführten Zensur, z. B. am 27. Sep.: Azonnali belépésre keresek -jó fizetéssel- hét éves fiam mellé megbízható perfekt német kisasszonyt ki a takaritásnál is segít. (Gesucht wurde ein deutsches Fräulein zur Aufsicht eines siebenjährigen Jungen und als gelegentliche Hilfe beim Reinemachen.) oder am 1. Okt., zur Wohnungssuche in der Innenstadt: Butorozott szobát keresek. Bervárosban, azonnalra, lehetõleg fürdõszobahasználattal. Dr. Bihari, belváros, Hunyadi-utca 8. II. emelet.. Zu lesen waren auch Inserate dieser Art: 2. März.: Am 3. März um 5 Uhr nachmittags eröffne ich in meiner Schule einen neuen Kurs zur Aneignung der serbischen Sprache. Anmeldungen bei Georg Terzin, serbischer Lehrer Temesvár, Losonczy Platz 4.; 8. März: 1. Kurs zur Aneignung der serbischen Sprache, Dichtung und Literatur. 2. Das temesvarer “Jugoslávische Pressebüro” sucht mehrere Beamte höherer Qualifizierung mit serbischer Muttersprache. 7. Sep.: Temesvárer israelitische Kultusgemeinde. Kundmachung. Anläßlich der israelitischen hohen Feiertage werden Tempelbetsitze von Sonntag den 21. bis inklusive Mittwoch den 24. September (…) vergeben. (Diese Anzeige erscheint am 10. Sept. auf Ungarisch, bezogen auf die israelitische Gemeinde aus der Josephstadt); 20. Sep.: Junge gebildete Deutsche welche die ungarische Sprache vollkommen beherrscht und auch musikalisch gebildet ist, sucht Stellung außer Temesvar zu Kindern.; 25. Sep.: “Café Lloyd” Franz Josefstrasse. Allen meinen hochverehrten Gästen und Gönnern wünscht ein glückliches Neujahr! Kemény Béla, Cafetier.; 26. Sep.: Kindergärtnerin der Landessprachen mächtig, sucht Stelle zu ein bis zwei größeren Kindern. Am 2. Aug. kommt zum ersten Mal das Interesse für die rumänische Sprache per Anzeige auf: Rumänischer Sprachlehrer für eine Nachmittagsstunde gesucht. Näheres in der Administration., aber in den folgenden Inseraten zu Arbeitssuche oder -angebot gewinnt das Rumänische immer mehr an Bedeutung : 3. Aug.: Öffentlicher Notar (közjegyzõ) sucht dringend Notariatssubstitut, außerdem Adjunkt und Schreiber, die in den Agenden des öffentlichen Notars vollkommen bewandt sind. Sehr vorteilhafte Bedingnisse. Kenntnis der rumänischen Sprache unbedingt erfordert.; 5. Aug.: Bilanztüchtiger Buchhalter lange kaufmännische Erfahrung, im Bankfache tätig gewesen, deutsch-rumänischer Korrespondent, perfekt im Uebersetzen dieser Sprachen, sucht entsprechenden Posten.; 7. Aug.: Hierortiges großes Fabriksunternehmen sucht zu möglichst sofortigen Eintritt einen Handelsschule absolvierten jungen Mann mit schöner Handschrift zur Besetzung der Praktikanten-Stelle. Der rumänisch spricht und schreibt, wird bevorzugt.; 5. Sep.: Konkurs-Ausschreibung auf eine Notärstelle (für Glogovátz, Komitat Arad, ung. Öthalom, Einw. 5000 (Deutsche)), der deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig sein und rumänisch sprechen.; 7. Sep.: Ein Kommis der Bauern-Manufakturwarenbranche, rumänischen und deutschen Sprache mächtig, per 15. September gesucht.; 19. Okt.: Uebersetzer übernimmt Verfassung allerlei Schriften in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache. Man wende sich an das Uebersetzungs-Bureau des Stadthauses, Zimmer Nr. 10, Nachm. zwischen 3-6 Uhr.; 25. Okt.: Wir suchen für unsere Kanzlei zwei weibliche Hilfskräfte welche der rumänischen, ungarischen und deutschen Sprache mächtig sind. Bevorzugt werden Schreibmaschin- oder Stenografiekundige.; 16. Nov.: Portier der ungarisch, deutsch und rumänisch spricht, findet im Stadthause Anstellung.; 23. Nov.: Stelle als Obermüller sucht erstklassiger Fachmann mit großer Praxis, sowohl in der technischen, wie auch praktischen Mühlenleitung. Spricht ungarisch, deutsch, rumänisch und serbisch. Anträge unter (…).; 28. Nov.: Junger Mann der deutschen, ungarischen und rumänischen Sprache mächtig, sucht Lebensstellung. Adresse in der Administration.; 11. Dez.: Rumänischer Offizier wünscht zur Vervollständigung der Sprachkenntnisse täglich 1 Stunde Konversation in rumänischer Sprache mit intelligentem Herrn.; 13. Dez.: Gesucht wird perfekte deutsche Stenografin, die auch maschinschreiben kann. Bevorzugt solche mit ungarischer und rumänischer Sprachkenntnis.; 24. Dez.: Fräulein oder junger Mann welche Gymnasial-Matura haben und der rumänischen und deutschen Sprache mächtig sind, werden in der Jahner’schen Apotheke Temesvár, innere Stadt, als Praktikanten aufgenommen. Dortselbst wird auch eine Kassierin mit oberwähnten Sprachkenntnissen aufgenommen.

*

   Im Unterschied zu den dem TW und der TZ war der Werschetzer Gebirgsbote eine bescheidene Provinzzeitschrift, die, erstmals am 31. Januar 1857 erschienen, eine Presselücke füllen und die Einwohner der Stadt zu mündigen Zeitungslesern erziehen wollte. Der Untertitel dieser Zeitschrift deutet ziemlich klar auf ihren Inhaltsbereich hin: Organ für Politik, Land- und Volkswirthschaft und öffentliches Leben und ihr Motto lässt ihr Credo erkennen: Im Bürgersinne denken, fühlen, handeln, heißt den Weg der Edlen wandeln. Die Redaktion des Blattes hatte es sich als Ziel gesetzt, die Leser über all das zu informieren, was auf lokalen Ebene und nicht nur bedeutend war. Der Grundton mag deshalb ein etwas provinzieller sein, doch wenn man in Betracht zieht, dass diese Publikation kaum die Grenzen der Ortschaft und der nächsten Umgebung überschritt, so verdient sie alle Achtung für ihre zwar nicht hochinteressanten, jedoch mit journalistischem Können, man könnte fast sagen liebevoll zusammengestellten Seiten. Die Sonntagsausgabe (die Zeitschrift erschien zweimal wöchentlich) brachte das Illustrierte Sonntagsblatt als Beilage, die der Unterhaltung gewidmet war: Gedichte, Erzählungen, Anekdoten, Witze, Vexierbilder, Rätsel u.ä. waren darin enthalten.

   Artikel wie Telegramm an Zola (27. Feb.), Ungarn und das Ausland (10. März), Die neue Trajan-Brücke (15. März), Gegen die Namensmagyarisierung (24. März), Spiritismus in Serbien (24. März), Ein Ehrentag der Presse in Temesvár (12. Mai), Zola verurtheilt (21. Juli), Kongreß der Zeitungs-Verleger (4. Aug.) oder die Separat-Ausgabe vom 12. Sep. anlässlich des Todes der Königin Elisabeth lassen erkennen, dass es dem WG darum ging, seine Leser nach Möglichkeiten mit dem Geschehen im In- und Ausland auf dem laufenden zu halten.

   In jeder Nummer gab es neben den ämtlichen Anordnungen und der Aktualität aus Politik und Gesellschaft in der I. Beilage einen TAGES-KALENDER von Werschetz, der Veranstaltungen, Ereignisse usw. verkündete, Anzeigen, einen BRIEFKASTEN DER REDAKTION und die Rubrik LOCALES umfasste, die unter Populationsbewegung Geburten, Tode, Verlobungen und Eheschließungen mitteilte (mit Namenangabe) und unter Kirchliches über die kirchlichen Feiertage sämtlicher Konfessionen mit den dazu ausgesprochenen Glückwünschen und über das Programm der Messen und Gottesdienste informierte.

   Ein Überblick dieser Spalten lässt erkennen, dass der WG einen in ethnischer und konfessioneller Hinsicht sehr stark gemischten Leserkreis ansprach und dabei allen seinen Lesern mit der gleichen Sympathie entgegenkam. Am 6. Jan. wird unter Griechisch-orienta-lische Weihnachtsfeiertage und am 9. Jan. unter Neujahr der Griechen zu diesen Festlichkeiten gratuliert (am 17. Apr. gratuliert die Redaktion anlässlich der griechisch- orthodoxen Ostern). Ebenfalls am 9. Jan. wird man über die Beratung der serbischen Bürger betreffs serbischer Schulen informiert. Die Nummer vom 16. Jan. bringt einen Statistischen Ausweis über die Population in Werschetz im Jahre 1897, wobei Geburten, Trauungen und Todesfälle zahlenmäßig je nach Konfession aufgezählt wurden.

   Der Übersichtlichkeit halber seien im folgenden Ereignisse und Mitteilungen des Jahres 1898 erwähnt, die in dieser Zeitschrift festgehalten wurden: Deutsche Mädchen gesucht (ein Gutsverwalter sucht 2 Mädchen von 12-15 Jahren, damit seine Kinder die deutsche Sprache erlernen, 20. Jan.); Electrische Beleuchtung im Cultustempel (zum ersten Mal die elektrische Beleuchtung eingeführt, 27. Jan.); Großes Purimfest (6. März); Festgottesdienst am 15. März (im evangelischen Bethaus, in deutscher Sprache, 15. März); Konfirmationsfest (Glückwünsche an die Familie Adler zum Bar Mitzva-Fest des ältesten Sohnes, 20. März); Die Rekurse der israelitischen und evangelischen Kirchengemeinde an den Verwaltungs-Gerichtshof wegen der Subventionen, die diese bisher alljährlich durch die Stadt erhielten; die mittelst Generalversammlungsbeschluss pro 1898 eingestellt wurden (..) (31. März); Zur Handelskammerwahl. Donnerstag Abends versammelten sich ein Theil deutscher und serbischer Wähler im Gasthof H e m b e r g e r betreff Wahl der Handelskammer-Mitglieder des Gewerbestandes und einigten sich wie die letzt versammelt gewesene allgemeine Wähler-Versammlung im Zeichensaale, in den gewesenen Handelskammer-Mitgliedern, der Herrn Valentin Hemberger und Georg Andrejevits. (…) (17. Apr.); Frühlingsfest des israelitischen Frauenvereins (8. und 16. Mai); Die ev. a.C. Kirchengemeinde hält fortsetzend am 14. Mai um 3 Uhr Nachmittag ihren Localconvent ab (…) (12. und 16. Mai); Konfessionelle Schulen. In der am verflossenen Sonntag abgehaltenen Versammlung unserer serbischen Mitbürger wurde beschlossen, ihre Schulen in konfessionellem Sinne weiter zu erhalten und die Kosten hiefür aus eigenen Mitteln zu bestreiten (19. Mai); Majalis-Fest des serbischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins (22. Mai); Attentat auf den griechisch-orientalischen Bischof (9. Juni); Wieder ein Werschetzer Preßprozeß: Redakteur des “Budutynost” Lazar Wezenkovits gegen die Redaktion der hier erscheinenden serbischen Zeitung Vrsacki Klasnik (14. Juli); Jubiläum eines Rabbiners (17. Juli); Anläßlich der herannahenden isr. h. Festtage gelangen die Betsitze im Cultustempel neuerlich zur Verpachtung (28. Aug.); Die israelitischen Feiertage (15. Sep.); Kreuz-Erhöhungsfest (15. Sep.); Serbisches Theater. (…) Gespielt wurde durchwegs tadellos. Die Soli und Chorgesänge bildeten einen seltenen Kunstgenuß, welchem auch Besucher, die der serbischen Sprache nicht mächtig sind, großes Interesse entgegenbrachten. (…) (22. Dez.).

   Der WG informierte auch beflissen darüber, welche deutschen, ungarischen oder serbischen Theatergruppen gastieren und welche Stücke aufgeführt werden sollten. Unter den Anzeigen, die natürlich vor allem in deutscher Sprache verfasst waren, gab es auch in Ungarisch oder Serbisch verfasste, wie z.B. in der Nummer des 20. Januar (es handelt sich um eine ungarische Lizitations-Anzeige und um eine serbische Kundmachung darüber, dass der Eintritt in das Gebäude der elektrischen Zentrale nur mit Genehmigung des Direktors oder seines Stellvertreters bzw. in Begleitung eines der beiden Herren gestattet ist ).

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   Das Lesen der vergilbten Seiten dieser Dokumente einer fernen Zeit bringt ein Teilchen jener Vergangenheit in die Nähe unserer Tage. Die Texte berichten über historische Ereignisse, die uns aus Büchern ohnehin bekannt sind, die aber eines Tages vor vielen Jahren als top-aktuell gegolten haben; die ortsbezogenen Nachrichten und Begebenheiten können bestenfalls mit unseren Ahnen zu tun gehabt haben; die Anzeigen sind zwar in kulturgeschichtlichem Kontext interessant, doch darüber hinaus vermitteln sie uns keine praktischen Informationen. Was beim Lesen alter Presseprodukte anspricht, das ist die Stimmung des Jahres und des Tages. Die untersuchten Publikationen stehen in diesem Sinne auch als Zeugen ihrer Zeit.

   Die aufgezählten Textbeispiele möchten das damals und hier gepflegte Verwenden mehrerer Sprachen in einer Gesellschaft und im Rahmen einer Publikation belegen. Sie stehen dokumentarisch auch dafür als Beweis, dass Mehrsprachigkeit etwas Natürliches und Lebensfähiges ist und dass das Interesse für das, das anders ist, Produkte erzeugt, die die Zeit überdauern.

 

Quellennachweis:

1.     Temesvarer Wochenblatt, 1845 (6. Jhg.), 1846 (7. Jhg.), 1847 (8. Jhg.), 1848 (9. Jhg.), 1849 (10. Jhg.), 1862 (1. Jhg.).

2.     Temesvarer Zeitung, 1919 (68. Jhg.).

3.     Werschetzer Gebirgsbote, 1898 (42. Jhg.).

 

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Coordonator sectiune: Madalina Marcu | Asistenti: Cristina Caramihai | Andreea Baranga 

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