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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., 1-2 (11-12) / 1997, S. 252-256

 


 


ZEIT UND ZEITLICHKEIT BEI FRIEDRICH NIETZSCHE UND MIRCEA ELIADE
 

Lucia Gorgoi



Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen von Nietzsches Also sprach Zarathustra, wo das Konzept der “ewigen Wiederkehr des Gleichen” in einer betont lyrischen Sprache anhand von kühnen Metaphern dargelegt wird, erscheint Mircea Eliades Essay mit dem Originaltitel Le Mythe de l’Eternel Retour (1949). Hier muß gesagt werden, daß die deutsche Übersetzung vor der rumänischen erschien, u. zw. im Jahre 1953 unter dem Titel Der Mythos der ewigen Wiederkehr in der Übersetzung von Günther Spaltmann. Dem rumänischen Leser wird dieses philosophische Essay erst nach der Wende in der Übersetzung von Maria und Cezar Ivãnescu 1991 als Mitul eternei reîntoarceri bekanntgemacht.

Laut Nietzsche, verdankt er diesen Gedanken einer augenblicklichen Offenbarung, einem Inspirationsmoment:

Ich gieng an jenem Tage an See von Silvaplana, durch die Wälder; bei einem ächtigen, pyramidalen aufgetürmten Block unweit Surlei machte ich Halt. Da kam mir dieser Gedanke. (EH, Za 1, KSA, 6, 335) (1)

Für Mircea Eliade aber ist das Essay das Resultat eines komplexen, langwierigen Exegeseprozesses. Nietzsche will der abstrakten Konzeptualisierung, der trockenen Begrifflichkeit philosophischer Abhandlungen die “Inspiration” opponieren, und er betrachtet seinen Diskurs, jene Mischung von Philosophie und Dichtung als “eine Rückkehr der Sprache zur Natur der Bildlichkeit.” (EH, Za 6; KSA 6, 344)

Die ewige Wiederkehr des Gleichen findet ihre konkrete und knappe Formulierung zum ersten Mal im vierten Buch der Fröhlichen Wissenschaft unter dem Titel Das große Schwergewicht, in dem dieses Konzept in der Form einer dämonischen Epiphanie erscheint:

Wie wenn sich eines Tages oder Nachts, ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und dir sagte: ‘Dies Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch einmal und noch unzählige Male leben müssen, und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und alles unsäglich Kleine und Große deines Lebens muß dir wiederkommen und alles in derselben Reihe und Folge und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht und du mit ihr Stäubchen vom Staube. (FW, 341, KSA, 3, 570)

Man stellt fest, daß Nietzsches ewige Wiederkehr einerseits der Ausdruck eines tiefen Nihilismus ist, weil er sich die Welt in einem ständigen Kreislauf vorstellt, in dem sich alle Prozesse des Seienden bis in die kleinsten Details in derselben Form und Art wiederholen, ohne einem bestimmten Zweck zu folgen. Die Welt sei ein mit einer eintönigen, kreisförmigen Bahn versehenen Mechanismus, dessen Lauf aus dem Nichts kommt und ins Nichts endet. Eine solche Welt ist keine Trägerin des Neuen und schließt dadurch auch den Fortschritt aus. Dieser Gedanke widerspricht dem Primat der schöpferischen Kraft des Denkens, dem Nietzsche die entscheidende Rolle beimißt.

Im Kapitel Vom Gesicht und Rätsel aus dem Zarathustra stellt sich Nietzsche einen zyklischen Kreislauf vor, wo eine vergangene Ewigkeit, die historische Gegenwart und eine künftige Ewigkeit sich ad infinitum wiederholen. Auf seiner Wanderschaft gelangt Zarathustra zu einem “Thorweg”:

[...] Zwei Wege kommen hier zusammen: die gieng noch Niemand zu Ende./ Diese lange Gasse zurück: die währt eine Ewigkeit. Und jene lange Gasse hinaus - das ist eine andere Ewigkeit./ Sie widersprechen sich, diese Wege; sie stossen sich gerade vor den Kopf - und hier, an diesem Thorwege, ist es, wo sie zusammenkommen. Der Name des Thorwegs steht oben geschrieben: ‘Augenblick’. (KSA 4, 199f - Za)

Dem Augenblick, der Gegenwärtigkeit der kokreten Zeit sind folgende Merkmale charakteristisch: die Dynamik, das Werden und damit die Verwandlung. In diesem Lauf des Werdens, der die historische Zeit bildet, dringt die Ewigkeit, die als unhistorische, außerräumliche Zeitform gesehen wird; ihr sind die Statik und die Erstarrung eigen. Der Gedanke der Wiederkehr ermöglicht das Erlebnis der “Ewigkeit” mitten in der Zeit, im “Augenblick”. Der Ewigkeitsgedanke bedeutet die Erlösung des Menschen von seiner Urangst und die Überwindung der Vergänglichkeit. Alle Abschnitte aus dem Kapitel Die sieben Siegel aus dem Zarathustra enden mit der Sentenz:

Denn ich liebe dich, oh Ewigkeit! (KSA 4, 287-289- Za)

Diese kosmologisch-kosmische Weltanschauung ist nicht Nietzsches Originalgedanke, wie der Philosoph und Altphilologe in seinem autobiographischen Buch Ecce homo erkennt:

Die Lehre von der ewigen Wiederkehr, das heißt vom unbedingten und unendlichen wiederholten Kreislauf aller Dinge, diese Lehre Zarathustras könnte zu letzt auch schon von Heraklit geerbt worden sein. Zum mindesten hat die Stoa, die fast alle ihre grundsätzlichen Vorstellungen von Heraklit geerbt, Spuren davon. (EH, GH 3, KSA 6, 313).

Nietzsche selbst nannte sich in diesem Zusammenhang den “letzten Stoiker”. (JGB 227, KSA 5, 162) Während Heraklit in seiner Auffassung des kosmologischen Prozesses als periodischen Wechsel, die Vergänglichkeit des Seienden (panta rhei) betont, überwiegt bei Nietzsche die konstruktive Seite. Das wichtigste Moment in der ewigen Wiederkehr bei Nietzsche ist “der große Mittag”, als Augenblick des Auftretens des Übermenschen. Der Übermensch wird als Postulat und Korrektiv zu dem jetzigen Menschen gesehen, der unter dem Impuls des Willen zur Macht die Umwertung aller Werte realisiert hat, und das Empfindliche und Überempfindliche harmonisch vereint.

Zusammenfassend kann man behaupten, daß die ewige Wiederkehr bei Nietzsche die Struktur einer Welt ausdrückt, in der Ontologie, Anthropologie und Ästhetik zusammenschmelzen. Sie beinhaltet Grundgedanken des Philosophen wie: den Nihilismus, die Umwertung aller Werte, den Willen zur Macht, den Übermenschen, der zugleichden den Tod Gottes einschließt.

Während sich der Altphilologe Nietzsche von der griechischen Antike angezogen fühlt, weil er in ihr unerschöpfliche Ressourcen an schöpferischer Kraft findet, beschäftigt sich Mircea Eliade in seiner Abhandlung mit der Vorstellung und Deutung dieses Konzeptes bei den Naturvölkern aus einem weiteren geographischen Raum von Asien bis Australien. Aus chronologischer Perspektive stellt Eliade eine Wiederbelebung des Gedankens im 19. Jahrhundert fest und zitiert Nietzsche ür seine Bemühungen, dieses Konzept aktualisiert und ihm in der Neuzeit seine wahre Dimension verliehen zu haben.

Für Mircea Eliade wird die Welt ad infinitum zerstört und neugeschaffen zum Zweck ihrer Wiederbelebung. Die Idee der zyklischen Zeit, sagt Eliade, scheint dem modernen Menschen fremd zu sein, weil er an der linearen Zeitvorstellung im eschatologischen Sinne des Christentums gewöhnt sei und aus diesem Blickpunkt alle Verkettungen der Phänomene durch logische Kausalitätsverhältnisse erklärt. Die konkrete Zeit, die die historische Existenz determiniert, ist vergänglich und beinhaltet unzählige “Augenblicke”, aber sie wird nie als eine Einheit erscheinen. Die Menschheit, die in der geschichtlichen Zeit lebt, steht im Zeichen der Vergänglichkeit und verliert mit der Zeit ihre ontologische Einheit und löst sich schließlich im Nichts auf.

In seinem Jugendwerk Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, als Nietzsche noch nicht zur Idee der Wiederkunft gelangte, sah er im historischen Menschen einen Gefangenen der eigenen Vergangenheit, der nicht imstande war sich von ihr loszulöszulösen, weil er das Vergessen nicht akzeptierte. So ist der historische Mensch ein Gerissener, weil er ständig zwischen einer Vergangenheit, die er mit seinem Gedächtnis im Sinne hält und der Angst vor der Zukunft, die Tod bedeutet, pendelt. So zerstreut sich das menschliche Leben zwischen einer vergangenen und einer noch nicht gewordenen Wirklichkeit. Darum ist der Mensch für Nietzsche “ein Imperfectum”. Er preist die Kreatur, die vom Vergessen geprägt ist und das Kind, das im Spiel den Augenblick lebt und sich selbst vergißt.

Deshalb ergreift es ihn, als ob er eines verlorenen Paradieses dächte, die weidende Herde oder, in vertrauter Nähe das Kind zu sehen, das noch zwischen der Zäunen der Vergangenheit und Zukunft in überseliger Blindheit spielt.

Im Essay Mythos und Wirklichkeit (übersetzt von Eva Moldenhauer 1988 aus der Originalausgabe mit dem Titel Aspects du Mythe, im Rumänischen Aspecte ale mitului 1978) drückt Mircea Eliade seine Überzeugung aus, daß das Gedächtnis und das Nicht-Vergessen Haupteigenschaften des historischen Menschen repräsentieren. Er macht den Unterschied zwischen dem “Urgedächtnis” und dem “historischen Gedächtnis” und versteht durch das letzte:

[...] die Bemühungen zwecks der Erhaltung der Erinnerung an die zeitgenössischen Ereignisse und den Wunsch nach einer genaueren Kenntnis der Menschenwerdung.

Hier merkt man Ähnlichkeiten mit dem nietzscheschen Konzept der “antiquarischen Historie”. Der positive Sinn dieser Art von Historie sei die bewahrende Verehrung des geschichtlich Gewordenen.

In Eliades Sicht ist der gegenwärtige Mensch der konkreten Zeit untergeordnet und wird vom “Terror der Geschichte” bedroht. Diese Tatsache bestätigt er durch die Tragik der Römer, eines ausgesprochen historischen Volkes, das mit dem ständigen Gedanken des Untergangs von Rom gelebt hat. Mircea Eliade stellt die Weigerung des primitivem Menschen fest, dem Gedächtnis und der Erinnerung einen Wert beizumessen; er läßt sich dadurch nicht von der Zeitlichkeit und der profanen Existenz überwältigen. Der historische Mensch dagegen mißt einen erhöhten Wert den geschichlichen Ereignissen bei, er bejaht das Neue, die Bewe-gung und die Spontaneität, die für den primitiven Menschen inhaltslose Tatsachen waren.

Zu der Idee der ewigen Wiederkehr zurückkommend, ist Mircea Elade, der Anhänger der zeitlichen kreisförmigen Wiederholung der Meinung, daß unsere historische Zeit, einer sinkenden Periode eines temporalen Zykluß gehört. Jedes Moment dieses Weltalters (Äons) kennt eine herabsinkende Phase, die der vorangehenden (der goldenen, silbernen Zeit) unterlegen ist und sich mit der Zeit völlig degradiert. In seiner Analyse über das Zeitbewußtsein bei den Naturvölkern, stellt Eliade fest, daß diese die geschichtliche Zeit schwer ertragen und sich bemühen sie in bestimmten Abständen zu tilgen. Das gelingt ihnen durch die Nachahmung der Archetypen und die Wiederholung der paradigmatischen Gebärden. Dadurch wird die profane Zeit aufgehoben und der Mensch hat das Gefühl überzeitlich (überhistorisch) und außerrämlich zu leben. Die Aufhebung der Zeit und das Projizieren des Menschen in eine mythische Dimension kann nach Eliade nur in wesentlichen Momenten geschehen, u.zw. “wenn der Mensch er selbst ist”. Eliade kommt zur Schlußfolgerung, daß die realen Ereignisse die Tendenz zeigen in der Zeit und mit der Zeit ihre ontologische Wirklichkeit zu verlieren und sich in paradigmatische Ereignisse zu verwandeln, die einer mythischen Realität gehören. Im Prozeß des Heilig-Werdens ist “das kollektive Gedächtnis” Überhistorisch, es paßt sich der archaischen Denkweise an, die nur das Individuelle und das Exemplarische akzeptiert. So geschieht eine Reduktion der Ereignisse auf Kategorien. Damit zeigt die ewige Wiederkehr eine weit von der Zeit und vom Werden entfernte Ontologie. Mircea Eliade kommt aber zur Schlußfolgerung, daß der Tod des Menschen, und der Untergang der Menschheit in bestimmten Abständen nötig und sogar unentberlich für die Wiederbelebung der Welt seien.Um sich zu erneuern, muß eine Form des Seienden für einen Augenblick ins kosmische Chaos übergehen. Diese Wechselbeziehung von Zerstörung und Neugeburt als Grundlage der Existenz wird von Nietzsche mit dem Willen zur Macht identifiziert.

Und wißt ihr, was mir die “Welt” ist? Soll ich sie euch in meinem Spiegel zeigen? Diese Welt: ein Ungeheuer von Kraft, ohne Anfang und Ende, eine feste, eherne Größe und Kraft, welche nicht größer, nicht kleiner wird, die sich nicht verbraucht, sondern nur verwandelt... diese meine dionysische Welt des Ewig-sich-selber Schaffens, des Ewig-sich-selber-Zerstörens... - Diese Welt ist der Wille zur Macht - und nichts außerdem. (WzM, Aph. Nr. 1067)


Die alten Griechen versuchten, durch die ewige Wiederkehr die Sehnsucht des Menschen nach Metaphysik und Statik zu erfüllen, denn vom Standpunkt der Ewigkeit wird das Werden aufgelöst und dadurch hat der Mensch den Eindruck, meint Eliade, daß die Welt stehenbleibt. Ewigkeit und Werden durchdringen sich gegenseitig, so daß in einem bestimmten Moment eine der beiden Zeitkategorien überwiegt; bei Nietzsche dringt die Ewigkeit in den Augenblick ein. Der in der Geschichte geratene Mensch trachtet nach dem Zustand des ersten Menschen, er sehnt sich nach dem Paradies der Zeitlosigkeit.

Indem sich beide Autoren die Idee der ewigen Wiederkehr aneignen, vertreten sie mythische Anschauungen.

Das Problem der Zeit wird von Mircea Eliade aus verschiedenartigen Perspektiven in seinem Roman Noaptea de Sânziene (Die Johannisnacht) dargestellt. Dieses Buch ist die Übertragung seiner Zeittheorie in den poetischen Diskurs. Der Autor behandelt erneut das Thema der Gefangenschaft des Menschen in der geschichlichen Zeit. Stefan Viziru, der Hauptheld, sucht im Laufe des Buches nach Fluchtmöglichkeiten. Er hat den Eindruck, im Inneren eines riesigen Walfisches zu leben, aus dem die eizige Rettungsmöglichkeit der Tod sei. Für ihn bedeutet der Wal, die Geschichte, deren “Terror” er heftig erlebt. Seine große Leidenschaft ist mit den Leuten über die Zeit zu sprechen. So, meint Mircea Eliade, begeht der Mensch den Fehler der Zeit eine allzu große Rolle beizumessen und darum wird er implizite deren Gefangene:

Sie vergessen, daß Sie eine allzu große Aufmerksamkeit der Geschichte schenken, den lebendigen Ereignis-sen aus unserer Umgebung. Das Leben hätte keinen Sinn gelebt zu werden, wenn wir, moderne Menschen, sie nur auf die Geschichte reduzieren. Die Geschichte bedeutet die Zeit und der Mensch versucht durch all seine Kräfte sich der Macht der Zeit zu widersetzen.

Während Stefan in der entheiligten Zeit lebt, versucht er den Inhalt verschiedener Zeichen zu deuten, die ihm das Numinose enthüllen könnten. Er zieht sich aus der alltäglichen Räumlichkeit zurück und mietet ein Hotelzimmer, von dem seine Familie nichts weiß, wo er sich mit dem Malen, seiner Hauptleidenschaft beschäftigt. Dieses Zimmer ist eine Wiederholung des Sambo-Raumes seiner Kindheit, “einem privilegierten, paradiesischen Ort, wo er ein unerklärliches, endloses Glück empfindet. “Ich hatte den Eindruck,” sagt der Held aus der Altersperspektive schauend, “daß ich damals nahe an Gott stand”. Er drückt damit die Überzeugung, daß es mitten in der prophanen Welt, einen heiligen Raum gibt, der aber nur den Eingeweihten zugänglich ist. In diesem Raum werden die irdischen Empfindungen aufgehoben: “Ich lebte einfach im Paradies”, gesteht der Held. Das Gemälde, das er den Bekannten zeigt, ist ein kompliziertes System von Zeichen, das nur nach einem Initiationsprozeß dem Menschen verständlich wird.

Stefan schwankt zwischen zwei Frauen, der Liebe zu seiner Ehefrau Ioana und zugleich zu Ileana, der geheimnisvollen Frau, die er im Walde, in der Nähe von Baneasa in der Johannisnacht getroffen hatte. Dem rumänischen Volksglauben gemäß öffnet sich in der Johannisnacht der Himmel, so daß der Übergang vom Irdischen zum Überirdischen möglich sei; es sei ein einmaliges Moment, wenn der Mensch den Zugang zum Heiligen habe. Stefan ist bis in den reinen Bezug gestiegen, und ist der Begrenztheit der menschlichen Existenx bewußt, und darum ist er ständig danach bestrebt sie zu überschreiten. Er liebt seine Frau, aber denkt an die andere, die die Projektion seiner Liebe ins Absolute bedeutet. Das Gemälde aus seinem Zimmer wird ständig mit neuen Farben und Strichen bereichert und es ermöglicht ihm “irgendwo, tief in seinem Inneren eine andere Zeit, eine andere Seinsmöglichkeit zu entdecken.” Der Held begreift die Existenz in ihrer Wiederholbarkeit; angespornt von Anisie, will er sich in den kosmischen Zeitmaßen integrieren und er fühlt, daß er archetypische Gesten wiederholt. Anisie, ein aus der Welt zurückgezogener, der Natur nahestehender Mensch versucht die Zeit zu tilgen,, indem er sich nach einer “kosmischen Zeitlichkeit” und nach dem Wechsel der Natur orientiert. Er drückt seine Überzeugung aus, daß der Mensch künftig unhistorisch leben wird, aber seine Existenz in der jetzigen Geschichte eine notwendige Tat sei.

Der Mensch braucht die Zeit, um zu seinem eigenen Ich zu gelangen, [...] sein eigenes Ich im metaphysischen Sinne zu finden, sein ganzes,vollständiges Wesen zu entdecken.

Anisie, der aus der Gesellschaft zurückgezogene alte Mann, hat sich der Geschichte und der Zeit entzogen und das hat als Folge nicht nur seine innere Ruhe und Ausgeglichenheit sondern auch eine physische und psychische Verjüngung, so daß er das Aussehen eines Fünfundzwanzigjährigen besitzt. Stefan, erzählt eine Parabel, die von Ciru Partenie, seinem alter ego, geschrieben wurde, mit dem Titel “Ist die Sennerei nahe?” Diese Frage enthält die verzweifelte Suche des Menschen nach der Wahrheit, nach dem letzten Sinn in diesem Sein. Das sei ein schwieriger Vorgang, sagt Stefan seinem Sohn, und er hat den Eindruck in einem Labyrinth umherzuirren.

Ich fühlte mich für den Rest meines Lebens dazu verdammt, umsonst im Inneren dieser Kugel, wie im Dunkel eines Labyrinths umherzuirren.

Aber eines Tages gelingt es ihm aus der Kugel, die manchmal die Form eines riesigen Eis annimmt durch einen Riß herauszuschlüpfen. Das Thema der Gefangen-Seins wird im Laufe der Handlung immer wieder aufgenommen und variiert. In der gnostischen Anschauung,der Eliade nicht fremd war, bedeutet das Hervortreten aus dem Ei eine Neugeburt, diejenige des Eingeweihten, der in Besitz der Kenntnis der Weltgeheimnisse eine Offenbarung erlebt, die schließlich zur Transgression der eigenen Begrenztheit führt. Stefan ist nun der Eingeweihte, der mitten im irdischen Dasein, in der Geschichte, das Heilige, das Numinose, die Ewigkeit entdecken kann.

Darum sucht Stefan auch in der Liebe das Einmalige und das Wunderbare. Er ist der Meinung, daß

seine Liebe zur Ehefrau eine Liebe, die ihrerseits von einer anderen ersetzt werden kann, ein ganz gewöhnli-cher Ehebruch, aus der Zeitlichkeit entstanden, von der Zeit zermalmt, dem Tode verurteilt, wie eine jedwelche Kreatur, aus dem Tode entstanden und zum Tode verurteilt ist.

Darum muß Ioana notwendig sterben und Stefan denkt von nun an, wie er Ileana, seinen überirdischen Pandant, treffen könnte. Er will durch diese Liebe in die Ewigkeit rücken, durch die Tilgung der Zeit und durch die Aufhebung des Raumes, aber auch durch das Imaginäre, durch die Kunst. Aber er fühlt die Rache der Geschichte, die gewaltig in sein Leben eindringt. Weil er in seinem geheimen Zimmer einem von der Polizei Verfolgten Unterkunft gewähret, wird Stefan gefangengenommen und ins Häflingslager von Miercurea Ciuc eingeliefert. Er will aber, wie er selbst sagt, “von der Zeit nicht besiegt, tyrannisiert, zerstört” werden, und auch im Gefängnis versucht er überzeitlich zu fühlen und zu leben. Er ist auch ein Anhänger der ewigen Wiederkunft:

Alles wird weiter so leben wie jetzt, unverändert, ungestört: Menschen, Steine, Jahreszeiten. Wenn sie sterben, werden andere Menschen geboren, genauso wie die gewesenen.

Wenn sein Zimmer von der Polizei durchsucht wird, reflektiert er auf Folgendes:

Sie wissen, daß alles neu beginnen wird, daß nichts aus unserer Umgebung endgültig ist. Alles, was geschehen wird, ist noch geschehen [...], nichts von dem, was uns umgibt, ist endgültig.

Stefan findet am Ende seine Geliebte und entziffert die Bedeutung der Geheimnisse, die ihn sein ganzes Leben verfolgt haben. Diese Entdeckung verwandelt das Absurde in sinnvollem Sein, er akzeptiert die Notwendigkeit und damit bejaht er das Schicksal. In der Sicht beider Autoren verwandelt das Schicksal die Gradlinigkeit des Zufalls in sinnvollem Leben, das dem Menschen hilft “die scheinbare Sinnlosigkeit der Geschichte” zu überwinden.Indem Eliade die logische Entwicklung des Schicksalsgedanken verfolgt, dem die Griechen auch eine schauderhafte irrationale Komponente verliehen, wird er sowohl bei Eliade als auch bei Nietzsche durch eine logisch rationale Notwendigkeit ersetzt.

Bei Nietzsche erscheint diese affirmative Haltung in der Formel amor fati:

Das Notwendige nicht bloß ertragen... sondern es lieben. (WzM, 48.)

oder:

Ja, ich will nur das lieben, was notwendig ist! Ja, amor fati sei meine letzte Liebe! (KSA, 12, 141).

Zusammenfassend könnte man sagen, daß beide Autoren die Begrenztheit des historischen Menschen nicht akzeptierten und nach Möglichkeiten suchten, um sie zu überwinden. Dieses “Über-sich-hinaus-Wollen” wird zum Gegenstand der Untersuchungen beider Autoren. Die ewige Wiederkunft des Gleichen wird als die Möglichkeit eines neuen Daseinsentwurfs vorgeschlagen. Durch ihre Versuche könnten beide Autoren als Vertreter der Experimentalphilosophie betrachtet werden.



Literatur:

1. Nietzsche, Friedrich, Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, Hg. v. Giorgio Colli und Mazzino Montinari, München/Berlin/New-York 1980 (= KSA)

2. Eliade, Mircea, Aspecte ale mitului, Univers, Bucureºti 1978

3. Eliade, Mircea, Eseuri. Mitul eternei reîntoarceri. Mituri, vise ºi mistere, Editura ªtiinþificã, Bucureºti 1991

4. Eliade, Mircea, Memorii I-II, Humanitas, Bucureºti 1993

5. Eliade, Mircea, Noaptea de Sânziene, I-II, Minerva, Bucureºti 1991


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ANMERKUNG:

(1) Verwendete Siglen: EH = Ecce homo; FW = Die fröhliche Wissenschaft; GT = Die Geburt der Tragödie; HL = Vom Nutzen und Nachteil der Historie för das Leben; JGB = Jenseits von Gut und Böse; MA = Menschlcihes, Allzumenschliches; Za = Also sprach Zarathustra, WzM = Der Wille zur Macht.

 

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Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., 1-2 (11-12) / 1997, S. 252-256

 

 

Coordonator sectiune: Madalina Marcu | Asistenti: Cristina Caramihai | Andreea Baranga

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