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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., Heft 1-2 (11-12) / 1997, S. 46-54

 


 

ZUR SYNONYMITÄT VON ATTRIBUTIVEN SYNTAGMEN UND KOMPOSITA IM GEGENWÄRTIGEN DEUTSCH


Ildikó Szoboszlai

 



1. In der vorliegenden Arbeit werden die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten der Attribute (adjektivische Attribute, Genitiv- und Präpositionalattribute) untersucht, mit besonderer Rücksichtnahme auf ihre Synonymität miteinander und mit Komposita.


1.1 Obwohl die Typen der Attribute in den verschiedenen Grammatiken der deutschen Gegenwartssprache exakt bestimmt und mit Beispielen gut präsentiert sind, werden ihre Konkurrenzformen nur ab und zu erwähnt, und auch dann nicht im Kontext (Helbig - Buscha 1993: 585-606; Duden-Grammatik 1984: 596-602; Hentschel - Weydt 1990: 350-366).

Es gibt einige wissenschaftliche Arbeiten, in denen entweder die konkurrierenden Attribute oder die Komposita analysiert werden (Schäublin 1972, Droop 1974, Kürschner 1974).

Es gibt nur wenige Arbeiten über die Konkurrenz von Komposita und adjektivischen Attributen, aber auch in diesen Arbeiten wird nicht erwähnt, daß sie synonym sind (Benzing 1968). Was die synonymen Attribute betrifft, haben wir nur eine Arbeit gefunden, in der nicht über die Konkurrenz, sondern über die Synonymie des attributiven Genitivs und des Präpositionalattributs mit von gesprochen wird (Bondzio 1967). Deshalb möchten wir untersuchen, in welchen Fällen die Attribute miteinander bzw. mit Komposita als Synonyme betrachtet werden können und zu welchen Typen der Synonyme sie eingeteilt werden können.


1.2 Vor der ausführlichen Analyse müssen einige Begriffe der Synonymie erklärt werden. Unter der Synonymie versteht man die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Bedeutung von formal verschiedenen sprachlichen Einheiten (Sommerfeldt 1989: 249).

In Bezug auf die Erscheinung der Gleichheit oder Ähnlichkeit der Bedeutung kann man sagen, daß die Bedeutungen von Synonymen meist teilweise, nur sehr selten völlig gleich sind (Conrad 1988: 241).
Obwohl sich die obige Definition vor allem auf die lexikalischen Synonyme bezieht, unter denen die sinnverwandten Wörter zu verstehen sind, kann ein ähnliches Phänomen auch auf dem Gebiet der Grammatik beobachtet werden. Dieses Phänomen wurde aber erst in unserem Jahrhundert entdeckt (Peskovskij 1927, Radtke 1964, Károly 1970, Schirn 1977, Mühlner 1984).


Der formale Unterschied zeigt sich bei den grammatischen Synonymen in der grammatischen Struktur, d.h. im Aufbau der Konstruktionen, die lexikalischen Morpheme müssen aber in den synonymen Konstruktionen übereinstimmen.

Synonyme existieren unserer Meinung nach auf verschiedenen sprachlichen Ebenen. Dementsprechend unterscheiden wir lexikalische, phraseologische und grammatische Synonyme.

Innerhalb der grammatischen Synonyme können noch morphologische und syntaktische Synonyme unterschieden werden, abhängig davon, zu welcher Ebene, zu der morphologischen oder zu der syntaktischen Ebene, die synonymen Konstruktionen gehören (Sendels 1967, Sendels 1979). Da ich vor allem die attributiven Syntagmen untersuchen werde, und da diese auf der Ebene der Syntax existieren, halte ich die synonymen Attribute für syntaktische Synonyme.


Unter dem Begriff syntaktischer Synonymie verstehen wir die Ähnlichkeit der grammatischen und semantischen Bedeutungen von mindestens zwei syntaktischen Konstruktionen, die in einer bestimmten Sprache, in einem gegebenen Sprachzustand denselben Sachverhalt ausdrücken, indem sie einen gleichen lexikalischen Bestand aufweisen und sich nur durch ihre Struktur, d. h. die Mittel zum Ausdruck der syntaktischen Beziehungen unterscheiden. Sie weisen in der Regel nur stilistische sowie Unterschiede in der Häufigkeit des Gebrauchs auf. Von diesen Unterschieden hängt ihre Austauschbarkeit ab, die nicht immer möglich ist. Beim Austausch von syntaktischen Synonymen müssen wir den ganzen Text bzw. die ganze Situation in Betracht ziehen (Szoboszlai 1991: 123).

Im weiteren möchten wir also untersuchen, welche Konkurrenzformen der Attribute als syntaktische Synonyme betrachtet werden können.

Außerdem ergibt sich hier eine sehr interessante Gruppe von Synonymen, weil auch Komposita oft mit den Attributen konkurrieren können. Wir werden untersuchen, in welchen Fällen ein Kompositum, also eine lexikalische Einheit mit einem Attribut, d. h. mit einer syntaktischen Einheit synonym sein kann.

Die ausführliche Untersuchung erfolgt aufgrund des Korpus. Einige Beispiele haben wir aus der Fachliteratur und aus dem Duden-Universalwörterbuch genommen, aber zum größten Teil stammt das Korpus aus literarischen Werken des 20. Jahrhunderts. Eine geringe Zahl von Belegen haben wir von Informanten bekommen.


2. Analyse von attributiven Syntagmen und Komposita


2.1 Adjektivische Attribute
Das Adjektiv ist eine Wortklasse, deren syntaktische Funktion entweder prädikativ oder attributiv ist, deshalb beginnen wir die Untersuchung mit den adjektivischen Attributen (wie z.B.: mütterliche Liebe, mittelalterliche Dichter, mitteleuropäisches Klima usw.). Diese Art von Attributen kann mit Genitivattributen, Präpositionalattributen oder mit Komposita konkurrieren. Ihre Synonymität mit Genitivattributen (z.B.: mittelalterliche Dichter – Dichter des Mittelalters) werden wir bei den Genitivattributen behandeln.


Selten können die adjektivischen Attribute mit präpositionalen Attributen konkurrieren (z.B.: das mitteleuropäische Klima – das Klima in Mitteleuropa). Diese Konkurrenz wird bei den Präpositionalattributen behandelt. Da die adjektivischen Attribute in unserem Korpus in den meisten Fällen mit einem Kompositum konkurrieren, möchten wir hier das Verhältnis von adjektivischen Attributen und Komposita untersuchen. Zuerst sehen wir uns einige Beispiele an:

• “Ideal, das aus der Seele mütterlichem Boden sproßt...” (Schiller, Don Carlos)
• “... die Vernunft gleichsam von dem Mutterboden der Begierden loslösen.” (Benzing 1968: 60)
• “auf den Namenstag seines einzigen herzgeliebten, vertrauten brüderlichen Freundes, ...” (Fleming, Deutsche Gedichte)
• “... der einzige Bruderfreund...” (Benzing 1968: 57)
• “... ich liebe dich mit mehr als mütterlichen Herzen.” (Benzing 1968: 28)
• “... ihre Kinder und sich selbst zu unterscheiden, fällt Mutterherzen schwer” (Hagedorn, Fabeln)

Benzing weist darauf hin, daß das Adjektiv in älterer Zeit überwiegt und erst im Neuhochdeutschen das Kompositum mehr und mehr vordringt (Benzing 1968: 13). Die Funktion der Attribute besteht darin “zu qualifizieren, zu klassifizieren, zu differenzieren, die Verbindung zu einem einzelnen Individuum herzustellen...” (ebd., S. 20). In unseren Beispielen leistet das Bestimmungswort des substantivischen Determinativkompositums dieselbe Funktion:

• Heiliger Abend – Heiligabend
• grauer Schimmel – Grauschimmel
• eigener Bedarf – Eigenbedarf
• eigenes Gewicht – Eigengewicht

Im Kompositum als erstes Glied erscheint das Adjektiv, in attributiven Syntagmen steht das Adjektiv mit der entsprechenden Deklinationsendung.


In den folgenden Beispielen haben die Adjektive auch Wortbildungssuffixe (-lich, -ing, -ern):

• Im pflanzlichen Bereich / im Pflanzenbereich gibt es verschiedene Arten von Blumen...
• Die bauliche Veränderung / die Bauveränderung nimmt der Architekt sowieso vor.
• Die gegenwärtige Sprache läßt sehr viel zu Wünschen übrig.
• Die Gegenwartssprache der Bevölkerung ist sehr vulgär geworden.
• Eine blecherne Dose war der Grund für den Unfall.
• Dort auf der Erde liegt eine Blechdose.

Was ihre Synonymität betrifft, können wir folgendes feststellen:


a) Es gibt adjektivische Attribute, die mit einem Kompositum synonym sind, d.h. sie haben dieselbe Bedeutung, deshalb können sie in einem und demselben Satz miteinander ausgetauscht werden, wie z.B.:

• Im pflanzlichen Bereich / im Pflanzenbereich gibt es verschiedene Arten von Blumen,...
• “... und wieder ist es im Augenblick, da ich das antike Theater /Antiktheater betrachte.” (M. Frisch, Bin S. 30).

b) Es gibt aber Attribute und Komposita, die nicht die gleiche Bedeutung haben, was die folgenden Sätze beweisen:
• Der nette Nachbar verhält sich wie ein königlicher Sohn. Der Königssohn reitet aus.
Ein königlicher Sohn muß nicht unbedingt ein Sohn eines Königs sein. Im obigen Satz drückt das Adjektiv nur eine Eigenschaft aus. Der Königssohn im zweiten Satz bezeichnet wirklich den Sohn eines Königs.


c) Es gibt metaphorische Wendungen, die sich auf keinen semantischen Ursprung stützen, sondern nur auf dem Spannungsverhältnis der einzelnen Elemente leben. Zum größten Teil sind sie schon lexikalisiert, wie z.B.:

• *schöner Geist – Schöngeist
• *schwarzer Markt – Schwarzmarkt
• *springender Punkt – Springpunkt
• *hanfenes Seil – Hanfseil


2.2 Genitivattribute


2.2.1 Genitivattribute und Präpositionalattribute mit von Genitivattribute können mit Präpositionalattributen mit von in Konkurrenz stehen. Oft erscheinen diese Konkurrenzformen bei den Eigennamen.


a) bei geographischen Namen

• die Königin von England / die Königin Englands / Englands Königin
• die Museen von München / die Museen Münchens / Münchens Museen

b) bei den Personennamen wird die Haben-Relation sehr oft mit Hilfe des Präpositionalattributs mit von ausgedrückt, wie z.B.: das Buch von Eva. Die Form mit dem reinen Kasus (Evas Buch) wird seltener gebraucht (Engel 1992: 612). In der Umgangssprache, teilweise aber auch auf anderen Stilebenen, können attributive Genitive durch eine präpositionale Wendung mit von auch bei den Gattungsnamen ersetzt werden:

• das Geld meiner Freundin / das Geld von meiner Freundin
• Es war das Auto des Mannes / Es war das Auto von dem Mann.

Das Genitivattribut ist häufiger und es entspricht der Norm, das Präpositionalattribut ist unserer Meinung nach umgangssprachlich. Bei Gattungsnamen steht das Präpositionalattribut mit von vor allem in den Konstruktionen, wo vor dem attributiven Substantiv ein unflektiertes Zahlwort ohne Artikel steht (vgl. Duden-Grammatik: 600).

• der Vater von fünf Söhnen
• aber: der Vater fünf zuverlässiger Söhne
• auch: der Vater von fünf zuverlässigen Söhnen

Die Ausdrucksform mit einem Präpositionalattribut mit von hat immer eine unbestimmte Bedeutung, deshalb wird sie bei den Gattungsnamen mit unbestimmten Artikeln verwendet z.B.: die Pflege von Alten. Das Präpositionalattribut wird auch dann verwendet, wenn das Attribut “eine Herkunftsbedeutung” hat. In diesen Fällen konkurriert es aber mit einem Kompositum.

• die Spuren von Blut – die Blutspuren
• der Saft von Aprikosen – der Aprikosensaft
• die Herstellung von Leder – die Lederherstellung
• das Recycling von Papier – das Papierrecycling
• “dann wieder war alles beim alten: die Stelle, die Grillen, die Sterne, die Schitte der Wache. Aber gefunden hatten sie nichts, auch als der Morgen graute, nicht einen toten Partisanen, nicht einmal Spuren von Blut” (M. Frisch, Bin: 9).
• die Blutspuren an den Kleidern untersuchen, beseitigen (Duden, Universal Wörterbuch: 272).

In dem Falle, wenn das Attribut eine qualitative Bedeutung in sich hat, können diese beiden Konstruktionen als Ersatzformen auftreten z.B.:

• ein Mann von mittlerem Alter – ein Mann mittleren Alters
• ein Salat von hohem Vitamingehalt – ein Salat hohen Vitamingehaltes
• ein Buch von hohem Werte – ein Buch hohen Wertes

2.2.2 Genitivattribute und adjektivische Attribute

Genitivattribute können oft auch mit adjektivischen Attributen konkurrieren.

• die Vorboten des Sommers – die sommerlichen Vorboten
• die Schwierigkeiten der Wirtschaft – die wirtschaftlichen Schwierigkeiten
• die Erzeugnisse des Kunstgewerbes – die kunstgewerblichen Erzeugnisse
• die Dichter des Mittelalters – die mittelalterlichen Dichter
• die Arme der Brüder – die brüderlichen Arme

Die obengenannten Beispiele scheinen synonym zu sein, sie sind aber nicht immer austauschbar: z.B.: In dem letzten Beispiel hat das adjektivische Attribut brüderlich keine konkrete Bedeutung. Aber “die Dichter des Mittelalters” können in der Bedeutung von “mittelalterliche Dichter” auftreten. Die Austauschbarkeit hängt in den meisten Fällen vom Kontext ab.

• “Die Troubadoure und der berühmteste französische Dichter des Mittelalters Chrétien de Troyes, schrieben ihre berühmten Verse in neuen Formen, die über Lothringen nach Deutschland gelangten.” (Nurnberg, Geschichte der deutschen Literatur S. 17).
• “Einer der größten mittelalterlichen Dichter, Walther von der Vogelweide, wurde jetzt zum politischen Dichter und prophetischen Weisen” (ebd. S. 21).
• Die Nelken gehören zu den sommerlichen Vorboten. Zu den Vorboten des Sommers gehören verschiedene Blumenarten.


2.2.3 Genitivattribute und Komposita

Die meisten Genitivattribute drücken Genitivus possessivus aus, sie konkurrieren mit Komposita, die auch eine Haben-Relation bedeuten; z.B.:

• die Krone des Baumes – die Baumkrone
• die Form des Gesprächs – die Gesprächsform
• der Prozess des Denkens – der Denkprozess
• der Samen des Hanfs – der Hanfsamen
• die Frage der Rechtschreibung – die Rechtschreibfrage
• die Schuhe der Kinder – die Kinderschuhe
• die Flügel des Schmetterlings – die Schmetterlingsflügel
• die Samen der Nadelbäume – die Nadelbaumsamen
• die Kerne der Äpfel und Birnen – die Apfel- und Birnenkerne
• der Ausdruck des Gesichtes – der Gesichtsausdruck
• die Tür des Hauses – die Haustür

Die obengannten Beispiele unterscheiden sich dadurch, daß die mit einem Genitivattribut stehende Form viel konkreter ist als ein Kompositum. Die Komposita vertreten eine viel allgemeinere Bedeutung. Dieser Unterschied kann in Beispielsätzen gut dargestellt werden:

• Ich mag die bunten Flügel des Schmetterlings. (Speziell die Flügel dieses Schmetterlings!)
• Ich mag die bunten Schmetterlingsflügel. (im allgemeinen, alle Schmetterlingsflügel!)
• Die Mutter putzt immer die Schuhe der Kinder. (nämlich: die Schuhe ihrer Kinder)

Hier kann das Kompositum nie verwendet werden.

• Im Warenhaus werden Kinderschuhe jetzt billiger verkauft.

In diesem Satz kann das Genitivattribut nicht verwendet werden. Das Kompositum bezeichnet Schuhe für Kinder.

• “Als Waldvogel esse ich am liebsten die Samen der Nadelbäume.” (Eberhard WEBER, Gäste am Futterhaus, S. 8).
• “... liegen noch viele andere kleine Sämereien, die mir ausgezeichnet schmecken. Dazu gehören Hirtentaschen, Erlen-, Birken-, Löwenzahn- und Nadelbaumsamen. (ebd. S. 8)
• “Auch die Kerne der Äpfel und Birnen können wir für die Vögel aufheben.” (ebd. S. 20)
• “Ich heiße Kernbeißer..., denn am liebsten beiße ich mit meinem dicken Schnabel Kerne auf, z.B.: Apfel-, Birnen- und Sonnenblumenkerne. (ebd. S. 10)
• “Die nadeligen, schwarzen Körner des wilden Reises entwickeln einen feinen Nußgeschmack.” (BRIGITTE S. 235)
• “Die Reiskörner, die ins Boot fielen, waren die Ernte. Diejenigen, die vorbeifielen, stellten die Aussaat für das nächste Jahr dar.” (ebd., S. 235)
• “Der alte Kröger schwieg, er schwieg beängstigend. Es war zu dunkel im Wagen, um den Ausdruck seines Gesichtes zu unterscheiden.” (Th. MANN, Buddenbrooks, S. 198)
• “Er stand auf, strich mit der Hand durch sein spärliches Haar, begab sich an einen anderen Platz und blieb dort, schweigsam, übellaunig mit unruhigen Augen und einem Gesichtsausdruck, als horche er auf irgendein unheimliches Geräusch.” (ebd., S. 269)

Auch in der Bedeutung von Genitivus subiectivus können Genitivattribute und Komposita synonym sein, aber sie kommen als konkurrierende Form seltener vor.

• die Täuschung des Verstandes – die Verstandestäuschung
• das Geschrei der Kinder – das Kindergeschrei
Manchmal erscheinen diese Konstruktionen auch in der Bedeutung von Genitivus obiectivus: z.B.
• die Betreuung der Kinder – die Kinderbetreuung
• die Gewinnung des Goldes – die Goldgewinnung
• die Pflege der Haut – dei Hautpflege
• der Schutz der Hand/Hände – der Handschutz

Die Behauptungen über die Unterschiede zwischen den Genitivattributen und Komposita – die wir beim Genitivus possessivus beschrieben haben – gelten auch für diese beiden Gruppen der Synonymkonstruktionen.


2.3 Präpositionalattribute (außer den Fügungen mit von)


2.3.1 Präpositionalattribute und Komposita

Da mit den Präpositionen vor allem lokale, zeitliche, modale und kausale Beziehungen ausgedrückt werden können und da auch die Präpositionalattribute und die Konstituenten eines Kompositums diese Bedeutungen tragen, können diese Formen sinnverwandt gebraucht werden.
In den folgenden Beispielen dominiert eine statische Lokalbedeutung, die in erster Linie der Präposition in zu verdanken ist.

• die Rundfahrt im Hafen – die Hafenrundfahrt
• die Älteste im Dorf – die Dorfälteste
• das Zimmer im Gasthaus – das Gasthauszimmer
• die Vorstellung im Kino – die Kinovorstellung
• der See in den Bergen – der Bergsee
• die Arbeit im Büro – die Büroarbeit
• die Jagd in der Wüste – die Wüstenjagd
• der Spaziergang im Wald – der Waldspaziergang
• die Aufführung im Theater – die Theateraufführung
• die Schmerzen im Bauch – die Bauchschmerzen
• die Schmerzen im Rücken – die Rückenschmerzen

Die Präpositionalattribute bringen die statische Lokalbedeutung viel konkreter, viel betonter in Erscheinung als die Komposita. Die folgenden Beispielsätze demonstrieren auch diesen Unterschied.

• Zimmer in einem Gasthaus sind viel gemütlicher als in einem eleganten Hotel.
• Wir haben in einem Gasthauszimmer übernachtet.
Im ersten Satz hat das Präpositionalattribut eine lokale Bedeutung. Beim Kompositum gibt die erste Konstituente eine Eigenschaft, eine Art von Zimmern an.
In folgenden Sätzen können die Konstruktionen miteinander ausgetauscht werden:
• Die Rundfahrt im Hafen war sehr interessant.
• Heute machen wir eine Hafenrundfahrt.
• Die Älteste im Dorf ist Frau Meier.
• Frau Meier ist die Dorfälteste hier.

Beim Wort Schmerzen existieren solche Konkurrenzformen in bezug auf die Körperteile nur in zwei Fällen und zwar in den folgenden:

• Ich habe Schmerzen im Bauch / Bauchschmerzen.
• Ich habe Schmerzen im Rücken / Rückenschmerzen.

Die anderen Konstruktionen mit einem Präpositionalattribut haben keine Konkurrenzformen mit einem Kompositum.

• Ich habe Schmerzen im Fuss, im Auge, in der Nase, in der Hand, in der Schulter, im Bein.

Die folgenden drei Komposita haben keine Entsprechungen mit einem Präpositionalattribut:

• Ich habe Zahnschmerzen. (Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen).

In dieser Bedeutung kommen auch andere Konstruktionen vor: Es tut mir der Kopf weh. Mich schmerzt der Rücken.
Im Korpus kommen die meisten Beispiele mit der Präposition in vor. Außerdem haben wir noch einige Beispiele mit den folgenden Präpositionen gefunden:


a) mit der Präposition an

• die Wunde am Kopf – die Kopfwunde
• die Lage am Hang – die Hanglage
• die Pinte am Gassenrand – die Gassenrandpinte

b) mit der Präposition auf

• die Musik auf der Straße – die Straßenmusik
• der Arbeiter auf einem Bau – der Bauarbeiter
• die Tour auf dem Berg – die Bergtour

c) mit der Präposition über

• die Brücke über die Donau – die Donaubrücke

Wenn die Konstruktionen eine Richtung ausdrücken, kommen die Attribute in unseren Beispielen mit den Präpositionen zu und nach vor, sie können auch mit Komposita konkurrieren:

• der Weg zur Schule – der Schulweg
• die Tür zum Garten – die Gartentür
• die Drehung nach links – die Linksdrehung

Die Richtung wird in allen Fällen durch die Präpositionen betont.

• Der Weg zur Schule führt durch den Wald.
• “Tony blieb ein bißchen stehen, um auf ihre Nachbarin Julchen Hagenström zu warten, mit der sie den Schulweg zurückzulegen pflegte.” (Th. MANN, Buddenbrooks S. 60)

Das Präpositionalattribut mit zu wird in dieser Bedeutung öfter gebraucht als ein Kompositum, besonders dann, wenn das Präpositionalattribut selbst ein Kompositum enthält:

• “Die Tür zum Ankleidekabinett hatte sich geöffnet...” (ebd. S. 702)
• “Die Tür zum Vorzimmer stand offen und dort kam ihre Schwägerin ihr entgegen.” (ebd. S. 702)
• Die gegenseitige Richtung bzw. die Herkunft kommt in den folgenden Beispielen zum Ausdruck:
• “In den großen Häusern sprach man mit Neugier von den Buddenbrookschen Gästen aus Bayern.” (ebd., S. 342)
• Die bayerischen Gäste haben in Budapest auch das Parlament besichtigt.

Mit der Präposition in kann auch eine temporale Bedeutung oft ausgedrückt werden.

Auch in meinem Korpus kommen solche Konkurrenzformen in dieser Bedeutung vor, in denen das Präpositionalattribut mit der Präposition in zu finden ist.

• der Tag im Frühling – der Frühlingstag
• der Sturm im Herbst – der Herbststurm
• der Tag im Sommer – der Sommertag
• das Camping im Winter – das Wintercamping
• die Reise im Sommer – die Sommerreise

In diesen Konstruktionen mit dem Präpositionalattribut wird die “zeitliche” Bedeutung akzentuiert zum Ausdruck gebracht. Die ihnen entsprechenden Komposita vertreten alle den Typus, in dem die erste Konstituente diese temporale Bedeutung unbetont in sich trägt. Wegen dieses bedeutungsnuancierenden Unterschieds können diese Konkurrenzformen in verschiedenen Kontexten gebraucht werden, manchmal können sie aber in demselben Satz ausgetauscht werden.

• Es war an einem Tag im Frühling / an einem Frühlingstag.
Aber:
• Dieser Frühlingstag begann mit einem großen Regenguß.
• Dieser Sturm ist genauso stark wie ein Sturm im Herbst.
• Sie befinden sich mitten in einem Herbststurm.
• An einem Tag im Sommer begann ihre große Reise.
• Es ist ein schöner Sommertag.
• Auch Camping im Winter kann ganz schön sein.
• Nach dem Wintercamping sind wir frisch zu Hause angekommen.
• Ich freue mich schon auf meine Reise im Sommer / Sommerreise.
• Während meiner Sommerreise habe ich eine interessante Bekanntschaft gemacht.

Präpositionalattribute mit temporaler Bedeutung kommen in meinem Korpus fast ausschließlich nur mit der Präposition in vor. Mit anderen Präpositionen kommen sie nur vereinzelt vor: z.B.:

• ein Spaziergang am Abend – ein Abendspaziergang
• die Reise zu Ostern – die Osterreise

Außer den schon erwähnten Fällen konkurrieren Präpositionalattribute und Komposita auch in einer kausalen Bedeutung.

• der Tod aus Liebe – der Liebestod
• die Träne aus Freude – die Freudenträne
• die Heirat aus Liebe – die Liebesheirat
• “Diese Verbindung war, sollte er ehrlich sein, nicht gerade das gewesen, was man eine Liebesheirat nennt.” (Th. Mann, Buddenbrooks S. 53)
• Das war eine Heirat aus Liebe, das sieht man an dem Ehepaar.

In den folgenden Beispielen wird ein Zweck ausgedrückt und in den Präpositionalattributen kommen die Präpositionen zu und für vor:

• die Motivation zum Lernen – die Lernmotivation
• die Möglichkeit zur Auswahl – die Auswahlmöglichkeit
• die Pflicht zur Rechenschaft – die Rechenschaftspflicht
• das Gelände für eine Ausstellung – das Ausstellungsgelände
• das Heft für Aufsätze – das Aufsatzheft
• der Stoff für Anzüge – der Anzugstoff
• die Gebühr für die Abfertigung – die Abfertigungsgebühr
• das Futter für Hunde – das Hundefutter
• der Tank für Benzin – der Benzintank
• die Bahn für Radrennen – die Radrennbahn
• “Es war wohl ein Tank für Benzin.” / Benzintank (M. Frisch, Bin S. 33)

Eine Art von modaler Bedeutung wird in den folgenden Attributen ausgedrückt.

Hier handelt es sich in erster Linie um Stoffbenennungen, wo das Präpositionalattribut mit der Präposition aus auftritt.

• der Rock aus Seide – der Seidenrock
• das Haus aus Pfefferkuchen – das Pfefferkuchenhaus
• das Besteck aus Silber – das Silberbesteck

Diese Art von Attributen ist sehr reich an Konkurrenzformen.

• “Ihr kurzes Mieder mit hochgepufften Ärmeln, an das sich ein enger Rock aus duftiger, hellgeblümter Seide schloß.” (Th. MANN, Buddenbrooks S. 7)
• Gestern hatte Frau Müller einen schwarzen Seidenrock an.

In einem poetischen Text kann der Stoff betont sein. Besonders in den irrealen Vergleichskonstruktionen kommt das Präpositionalattribut oft vor.

Obwohl beide Formen existieren,

• der Gong aus Messing – der Messinggong
• eine Wüste aus Kalk – eine Kalkwüste,
könnten keine Komposita in den folgenden Sätzen statt der Präpositionalattribute eingesetzt werden, weil sie eine solche betonte Beziehung nicht in dem entsprechenden Maße wiedergeben könnten.
• “Später war auch der Mond aufgegangen, wie ein Gong aus Messing.” (M. Frisch, Bin S. 11)
• “... ohne Verhältnis zum Menschen lag es, eine Wüste aus Kalk.” (Ebd., S. 14)

Mit der Präposition mit wird oft eine Eigenschaft, bzw. ein instrumentales Verhältnis ausgedrückt. Solche Präpositionalattribute können auch mit Komposita konkurrieren.

• Zweig mit Dornen – Dornenzweig
• Fahrt mit der Eisenbahn – Eisenbahnfahrt
• Kuchen mit Kirschen – Kirschenkuchen
• Bewegung mit den Händen – Handbewegung

Die obigen Beispiele scheinen synonym zu sein, sie sind aber im Kontext nicht immer austauschbar.

• Ich hatte nicht gesehen, daß es ein Zweig mit Dornen war. / ein Dornenzweig
• Ich bin an einem Dornenzweig hängengeblieben.

Im ersten Satz können beide Formen verwendet werden, im zweiten aber nur das Kompositum.
Die Konstruktionen Bewegung mit den Händen und Handbewegung haben zwar ähnliche Bedeutung, sie können einander in den folgenden Sätzen nicht vertreten.

• “Herr Grünlich machte krampfhafte Bewegungen mit den Händen, als ob er ein Gespenst von sich abwehrte...” (Th. Mann, Buddenbrooks S. 231)
• “Aber kann ich denn dazu raten – ? flüsterte der Konsul mit einer erregten Handbewegung nach der Strin.” (ebd., S. 18)


2.3.2 Präpositionalattribute und adjektivische Attribute

Wie es allgemein bekannt ist und wie wir es auch schon im vorangehenden Kapitel gesehen haben, dienen die Präpositionen vor allem zum Ausdruck von verschiedenen Adverbialbestimmungen. Diese Originalbedeutung haben sie auch in vielen Präpositionalattributen bewahrt. Sie können Ort, Richtung, Zeit, Grund usw. ausdrücken und auch die mit ihnen konkurrierenden adjektivischen Attribute können lokale, temporale kausale, modale Bedeutung in sich haben, so können diese Formen oft synonym auftreten: z.B.:

• die Frau im Perlenschmuck – die perlengeschmückte Frau
• die Krawatte aus Seide – die seidene Krawatte
• die Stadt aus dem Mittelalter – die mittelalterliche Stadt
• “Aber die Frau im Perlenschmuck blieb mit den Ihren, sei es, weil die Gerüchte nicht zu ihr drangen oder weil sie zu stolz und furchtlos war, ...” (Th. Mann, Der Tod in Venedig S. 61)
• “Er konnte heute abend nach dem Diner der perlengeschmückten Frau sich nähern und zu ihr sprechen, ...” (ebd. S. 58)
• “Neben dem Bett an der Wand, zwischen alten Kupferstichen, Ansichten der Stadt aus dem Mittelalter, war eingerahmt der Spruch zu lesen, ...” (Th. Mann, Buddenbrooks S. 344)
• Goslar ist eine schöne mittelalterliche Stadt.


2.4 Synonymreihen

Wenn es sich um mehr als zwei synonyme Konstruktionen handelt, sprechen wir von Synonymreihen.
Die in den Kapiteln 2.1, 2.2 und 2.3 untersuchten Konstruktionen können manchmal auch miteinander in Konkurrenz stehen. In bestimmten Fällen entstehen so dreigliedrige Synonymreihen.
Ein adjektivisches Attribut kann sowohl mit einem Genitivattribut als auch mit einem Kompositum konkurrieren. z.B.:

• der staatliche Betrieb / der Betrieb des Staates / der Staatsbetrieb
• die bauliche Veränderung / die Veränderung des Baus / die Bauveränderung
• die eisige Kälte / die Kälte des Eises / die Eiseskälte
• der zeitliche Faktor / der Faktor der Zeit / der Zeitfaktor
• das klösterliche Gut / das Gut des Klosters / das Klostergut
• der örtliche Bürgermeister / der Bürgermeister des Ortes / der Ortsbürgermeister
• der freudige Schrei / der Schrei der Freude / der Freudenschrei
• das bäuerliche Haus / das Haus des Bauern / das Bauernhaus
• der häusliche Diener / der Diener des Hauses / der Hausdiener

In den folgenden Sätzen können wir es aber sehen, daß die obigen Konstruktionen nicht immer synonym bzw. nicht immer austauschbar sind.

• Die deutsche Bundesbahn ist noch ein staatlicher Betrieb / ein Staatsbetrieb.
• Zu den Betrieben des Staates gehört die Bundesbahn.
• Die Veränderung des Baus / Die bauliche Veränderung benötigt sehr viel Zeit.
• Die Bauveränderung nimmt der Architekt sowieso vor.
• Die Kälte des Eises / Die eisige Kälte / Die Eiseskälte macht mir schwer zu schaffen.
• Der Zeitfaktor / Der zeitliche Faktor / Der Faktor der Zeit muß bei Planung des Gebäudebaus berücksichtigt werden.

Diese Konstruktionen scheinen synonym zu sein.

• Das Klostergut / Das klösterliche Gut / Das Gut des Klosters wird von einem Benediktiner verwaltet..
In diesem Satz können die Konstruktionen ausgetauscht werden.
• Der Ortsbürgermeister / Der Bürgermeister des Ortes wird alle vier Jahre von dem Ortsrat gewählt.
• Der örtliche Bürgermeister unterscheidet sich vom städtischen.

Das adjektivische Attribut könnte zwar auch im ersten Satz figurieren, aber es kann im zweiten Satz nicht mit den anderen Formen ausgetauscht werden. Sie sind zwar synonym, aber nicht immer austauschbar. Die Austauschbarkeit hängt vom Kontext ab.

• Mit einem Freudenschrei / freudigen Schrei / Schrei der Freude beendet der Tennisspieler das Spiel.
Sie scheinen synonym zu sein.
• Das Bauernhaus / Das Haus des Bauern / Das bäuerliche Haus liegt zwei Kilometer von der Stadt entfernt.
Sie sind nicht immer austauschbar. Die Genitivkonstruktion drückt eine konkrete Haben-Relation aus. Es geht um das Haus eines bestimmten Bauern. Das Kompositum ist viel mehr verallgemeinert. Vgl.
• Interessante Bauernhäuser stehen in der Jókai utca. (Gy. NÉMETH, Ungarn S. 114)
Das bäuerliche Haus ist aber nicht unbedingt ein Bauernhaus, es sieht nur so aus, als ob es ein Bauernhaus wäre.
• Der Hausdiener / Der Diener des Hauses wird von der reichen Familie ganz gut bezahlt.
Die zweite Form ist eindeutig dasselbe. Aber:
• Die Waschmaschine wird als häuslicher Diener bezeichnet.

Wenn das Genitivattribut auch mit der Präposition von ausgedrückt werden kann, bekommen wir eine viergliedrige Synonymreihe, wie im folgenden Beispiel:

• Der Rauchgeschmack / Der Geschmack des Rauches / Der Geschmack von Rauch / Der rauchige Geschmack ist sehr unangenehm.

In den folgenden Synonymreihen konkurrieren Präpositionalattribute und Komposita mit adjektivischen Attributen:


a) Sie können eine stoffliche Herkunft ausdrücken:

• gläserne Glocke / Glocke aus Glas / Glasglocke
• silberne Schleife / Schleife aus Silber / Silberschleife
• eiserne Tonne / Tonne aus Eisen / Eisentonne
• silbernes Besteck / Besteck aus Silber / Silberbesteck
• blecherne Dose / Dose aus Blech / Blechdose
• Mir ist ein Besteck aus Silber lieber als eines aus Metall.
• Dieses silberne Besteck sieht sehr elegant aus.
• Silberbesteck muß man viel putzen.
• Das kupferne Rohr hier an der Seite ist eine Wasserleitung.
• Kupferrohr ist für die Herstellung von Wasserleitungen am günstigsten.
• Eine blecherne Dose war der Grund für den Unfall.
• Das ist eine Dose aus Blech.
• Dort auf der Erde liegt eine Blechdose.

b) Sie können einen Zweck ausdrücken:

• pädagogische Studie / Studie zur Pädagogik / Pädagogik-Studie
• steuerlicher Bescheid / Bescheid für Steuer / Steuerbescheid
• Sie schreibt an einer pädagogischen Studie.
• Die Studie zur Pädagogik besagt, daß immer mehr Lehrer gebraucht werden.
• Die Pädagogik-Studie von ... ist gestern veröffentlicht worden.
• Der steuerliche Bescheid wird direkt vom Finanzamt zugeschickt werden.
• Mein Bescheid für die Steuer ist schon seit Monaten überfällig.
• Mein Steuerbescheid für dieses Jahr ist sehr ausgefallen.


c) Verschiedene Eigenschaften werden in den folgenden Beispielen ausgedrückt:

• dorniger Busch / Busch mit Dornen / Dornenbusch
• winterliche Landschaft / Landschaft im Winter / Winterlandschaft
In den Sätzen kann überprüft werden, in welchem Falle sie synonym sind.
• Ich habe mir meine Kleidung an einem Dornenbusch zerrissen.
• Der dornige Busch dort hinten gehört zur Gattung der ...
• Die Rose ist ein Busch mit Dornen.
• Das Bild zeigt eine Winterlandschaft / Landschaft im Winter.
• Male bitte eine winterliche Landschaft.

Die attributive Fügung kann auch eine besondere Perspektive enthalten. Wer z.B.: ... statt Winterlandschaft die Fügung winterliche Landschaft gebraucht, lenkt die Aufmerksamkeit stärker auf das Grundsubstantiv (Landschaft) während das Bestimmungswort in der Zusammensetzung den Wortinhalt entscheidend prägt und integrierender Bestandteil ist, dient das Adjektivattribut in der Wortgruppe eher dazu, eine nur zusätzliche Charakterisierung zu geben.

Es bestehen inhaltliche Unterschiede zwischen dem Kompositum und der attributiven Fügung. Eine winterliche Landschaft braucht keine Winterlandschaft zu sein, sondern nur den Anschein des Winterlichen (wie im Winter) zu haben” (Duden-Grammatik 1984: 443).

In den folgenden Synonymreihen konkurrieren Genitiv-, bzw. Präpositionalattribute und Komposita:

• das Glied einer Kette / das Glied in einer Kette / das Kettenglied
• die Steine des Ufers / die Steine am Ufer / die Ufersteine
• die Schlagader des Halses / die Schlagader am Hals / die Halsschlagader
• der Deckel des Topfes / der Deckel auf dem Topf / der Topfdeckel
• das Spiel einer Harfe / das Spiel auf der Harfe / das Harfenspiel

Die Präpositionalattribute können sowohl miteinander als auch mit einem Kompositum konkurrieren:

• eine Lampe für das Lesen / eine Lampe zum Lesen / eine Leselampe
• der Schlag mit der Handkante / der Schlag durch die Handkante / der Schlag mittels der Handkante (höhere Stilschicht)
• die Aufgabe im Rechnen / die Aufgabe zum Rechnen / die Rechenaufgabe
• das Gespräch im Unterricht / das Gespräch während des Unterrichts / das Unterrichtsgespräch
• die Hilfe beim Lesen / die Hilfe zum Lesen / die Lesehilfe

Präpostitionalattribute konkurrieren auch mit anderen Präpositionalattributen und mit adjektivischen Attributen, sogar mit Genitivattributen wie in den folgenden Beispielen:

• der Kölner Dom / der Dom zu Köln / der Dom in Köln
• die afrikanische Kultur / die Kultur in Afrika / die Kultur aus Afrika / die Kultur Afrikas / Afrikas Kultur

Wenn mit den Präpositionalattributen und mit dem Kompositum auch das adjektivische Attribut konkurrieren kann, entsteht eine mehrgliedrige Synonymreihe. Das ist eine der längsten Reihen im ganzen Korpus:
• eine Ausbildung in einem Beruf / eine Ausbildung für/auf einen Beruf / eine berufliche Ausbildung / eine Berufsausbildung


3. Nach der Analyse von attributiven Syntagmen und Komposita können die folgenden Schlußfolgerungen festgestellt werden:


3.1 Die adjektivischen Attribute sind oft mit einem Kompositum synonym, wo die erste Konstituente des Kompositums dieselbe Funktion hat, wie das Adjektiv. Sie betragen 25% unserer Beispiele: Heiliger Abend – Heiligabend, pflanzlicher Bereich – Pflanzenbereich.

Wir haben auch darauf hingewiesen, daß sie nicht immer synonym sein können: (der königliche Sohn ¬ der Königssohn).


3.2 Genitivattribute konkurrieren mit Präpositionalattributen mit von
. Diese Synonymkonstruktionen bilden 7% der Gesamtbeispiele. Hier können wir behaupten, daß die Präpositionalattribute mit von bei den Personennamen viel öfter gebraucht werden, als das Genitivattribut:

• z.B.: das Buch von Eva – Evas Buch

Bei den Gattungsnamen ist die Form mit einem Präpositionalattribut eher umgangssprachlich.

• z.B.: das Geld meiner Freundin – das Geld von meiner Freundin

3.3 Genitivattribute können mit einem adjektivischen Attribut (Dichter des Mittelalters – mittelalterliche Dichter, 11%) und mit Komposita konkurrieren (17%), wobei die Komposita immer eine allgemeinere Bedeutung vertreten, aber in vielen Fällen können sie miteinander ausgetauscht werden (die Krone des Baumes – die Baumkrone).


3.4 Präpositionalattribute können auch mit Komposita und mit adjektivischen Attributen synonym sein.

In der größten Zahl konkurrieren Präpositionalattribute und Komposita, sie machen 30% der Gesamtbeispiele aus. Bei diesen Konstruktionen kann festgestellt werden, daß die Präpositionalattribute die lokalen, temporalen, modalen und kausalen Beziehungen viel stärker in Erscheinung bringen, als die Komposita. Sie können sehr oft miteinander ausgetauscht werden und nur vom Kontext, von der Struktur des Satzes hängt es ab, welche Form gebraucht wird (z.B.: Sturm im Herbst – Herbststurm).

Mit adjektivischen Attributen sind sie seltener synonym (10%) (z.B.: die Frau im Perlenschmuck – perlengeschmückte Frau)


3.5 Bei den Synonymreihen ergeben sich auch viele Möglichkeiten zum Austausch von Konkurrenzformen. Ein adjektivisches Attribut kann in einem Satz sowohl mit einem Genitivattribut als auch mit einem Kompositum synonym sein (der Zeitfaktor / der zeitliche Faktor / der Faktor der Zeit). Präpositionalattribute können mit einem anderen Präpositionalattribut, mit Komposita und mit adjektivischen Attributen konkurrieren. (die Ausbildung für / auf einen Beruf – die Berufsausbildung – die berufliche Ausbildung).

Die Synonymreihen kommen in meinem Korpus am zweithäufigsten (25%) vor.
 

 

Literatur:

 

1. Benzing, Wolfgang: Konkurrenz zwischen denominativem Adjektiv und Kompositum im Deutschen. München 1968

2. Bondzio, Wilhelm: Untersuchungen zum attributiven Genitiv und zur Nominalgruppe in der deutschen Sprache der Gegenwart. Berlin 1967

3. Conrad, Rudi (Hg.): Lexikon sprachwissenschaftlicher Termini. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1988

4. Droop, Helmut Günter: Das präpositionale Attribut. Grammatische Darstellung und Korpusanalyse. Tübingen 1977

5. Duden-Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, 4., völlig neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Hg v. G. Drosdowski. Mannheim (Wien) Zürich 1984

6. Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik. 2. verb. Aufl., Budapest 1992. (Originalausgabe: Heidelberg/Tokyo 1991)

7. Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. 15. durchges. Aufl., Berlin/ München/Leipzig/Zürich/New York 1991

8. Hentschel, Elke/Weydt, Harald: Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin 1990

9. Károly, Sándor: Általános és magyar jelentéstan. Budapest 1970. (= Károly, S.: Semantica. Napoli 1980.)

10. Kürschner, Wilfried: Zur syntaktischen Beschreibung deutscher Nominalkomposita. Auf der Grundlage generativer Transformationsgrammatiken, Linguistische Arbeiten 18, Tübingen: Niemeyer 1974

11. Mühlner, Werner: Zur Synonymie einfacher russischer Sätze. Leipzig 1984

12. Peskovskij, A.M.: Principy i priëmy stilisticeskogo analiza chudozestvenojprozy. In: Ars Poetica, Moskva 1927

13. Radtke, Dieter: Die substantivischen Wortfügungen des Russischen im temporalen Sinne und ihre deutschen Entsprechungen (mit einem Beitrag zur syntaktischen Synonymie), Inauguraldissertation, Greifswald 1964

14. Schäublin, Peter: Probleme des adnominalen Attributs in der deutschen Sprache der Gegenwart. Morpho-syntaktische und semantische Untersuchungen. Berlin/New York 1972 (= Studia Linguistica Germanica 5)

15. Schirn, Matthias: Identität und Synonymie. Stuttgart–Bad Cannstatt 1977

16. Sendels, E. J.: Morphologische Synonyme, In: DaF 4/1967: 340-344

17. Sendels, E. J.: Polysemie und Synonymie in der Grammatik. Probleme der Semanalyse. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Halle, 100, 1979: 5-39.

18. Sommerfeldt, Karl-Ernst: Sachwörterbuch für die deutsche Sprache. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1989

19. Szoboszlai, Ildikó: Zu den syntaktischen Synonymen der deutschen Gegenwartssprache. In: Deutsch-Ungarische Beiträge zur Germanistik. Hg. von Werner Biechele, Budapest 1991: 114-126


Quellen der Belege:

1. Frisch, Max: Bin oder die Reise nach Peking, Atlantis Verlag, Zürich 1984

2. Grabert-Mulot-Nürnberger: Geschichte der deutschen Literatur. 23. Aufl. Bayerischer Schulbuch-Verlag, 1990

3. Mann, Thomas: Der Tod in Venedig, Fischer Verlag, Hamburg 1979

4. Mann, Thomas: Buddenbrooks, Aufbau-Verlag, Berlin/München 1972

5. Németh, Gyula: Ungarn, Corvina, Budapest 1990

6. Weber, Eberhard: Gäste am Futterhaus, Verlag Junge Welt, Berlin 51989

7. Brigitte. Frauenmagazin: Heft 8. April 1990

8. Duden Deutsches Universal Wörterbuch, Dudenverlag, Mannheim 21989


 

Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., Heft 1-2 (11-12) / 1997, S. 46-54

 

 

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